Informatische Bildung - Neue Einsichten für Neugierige/Philosophie

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Versie door Hanno Wupper (overleg | bijdragen) op 19 nov 2008 om 13:26
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Informatische Bildung

Gaesdonck - Anmeldung

Fr. 29. 8., Sa. 30. 8.

Fr. 12. 9., Sa. 13. 9.



Diskussionsforum

Ein Bildungsangebot in Zusammenarbeit mit dem Collegium Augustinianum Gaesdonck

Philosophie

 
Hanno Wupper
Associate Professor
Radboud Universität Nimwegen

Ein Bildungsproblem

Bis vor wenigen Jahrzehnten hatte Technik für gebildete Bürger nichts bedrohlich-geheimnisvolles. Das zur Allgemeinbildung gehörende naturwissenschaftliche Grundwissen reichte aus um im Prinzip zu verstehen wie und warum eine Lokomotive fährt und warum eine Stahlbrücke die Form hat, die sie hat. Ingenieure konnte man bewundern für ihre Leistungen, doch man bewunderte sie, wie man auch einen guten Schreiner oder Geigenbauer bewundert: es sind Fachleute, die etwas können, was wir nicht selbst könnten - aber sie tun nichts magisches oder unergründliches. Auch ein gebildeter Laie konnte technische Qualität recht gut beurteilen und die Möglichkeiten und Grenzen einschätzen.

Seit dem Einzug der Informationstechnologie (IT) hat sich das geändert. Viele ansonsten hochgebildete Menschen, auch auf Führungsetagen in Wirtschaft, öffentlichem Dienst und Politik, auch Lehrer an Gymnasien, scheinen überzeugt, dass man IT nicht verstehen kann, dass es nur etwas für Technologen und „Whizz-Kids“ ist. Man hält es nicht für vorstellbar, dass man die Qualität technischer Lösungen selbst beurteilen könnte, weiß nicht um Möglichkeiten und Grenzen und überlässt alles den technischen Spezialisten. Damit hat sich unsere Gesellschaft einer neuen Klasse von Magiern ausgeliefert. Gleichzeitig sind besorgniserregend viele Menschen auf allen Niveaus bereit, ihren gesunden Verstand auszuschalten, sobald es um Computer geht. (Hier ein Beispiel: [1]) Verübeln kann man es ihnen nicht, denn sie haben nie die Erfahrung machen dürfen, dass auch hier gesunder Menschenverstand weiterhilft.

Qualität und Fortschritt

Qualität technischer Lösungen und ihrer Auswirkungen kann beurteilen, wer das gesamte Spektrum von den Grundlagen und Begrenzungen der Funktionsweise der Technik an über die Bedürfnisse der eigenen Firma oder Behörde bis hin zu den gesellschaftlichen Auswirkungen einigermaßen überblicken kann - wozu eine gute Allgemeinbildung, eben auch auf dem Computergebiet, unumgänglich ist. Nur damit kann ein Entscheidungsträger zukünftige Entwicklungen antizipieren. Sonst wird er Spielball der Technokraten.

Hier herrscht derzeit ein verhängnisvoller Regelkreis.

  • Nicht alle technischen Lösungen sind so elegant und leicht benutzbar, wie sie sein könnten - eben weil zu wenig einflussreiche Menschen Qualität beurteilen können.
  • Gerade bei Entscheidungsträgern herrscht darum eine merkwürdig ablehnende Haltung Neuem gegenüber. Zwar will man den modernsten Firmenwagen haben, aber seinen Terminkalender verwaltet man auf eine Weise, die einem selbst und den Mitarbeitern unnötige viel Zeit raubt und fehleranfällig ist. "Ich brauche so etwas nicht. Papier ist immer noch am Besten." (Was der Chef nicht kennt, das braucht er nicht.)
  • Demzufolge entscheiden über wichtige Entwicklungen oft Menschen, die nicht den nötigen Gesamtüberblick haben, nur weil die auf technischem Gebiet ihren Mitmenschen etwas voraus sind. Oft machen Computertechniker, die außerhalb ihres Metiers keinen Überblick haben, zusammen mit Sekretärinnen und Sachbearbeitern, die gar nicht wissen, wie ihre Arbeit durch Computer verbessert werden könnte, aus, wie sich der Betrieb oder die Behörde einem neuen System anpassen muss. Der Chef nimmt keinen Einfluss und lässt große Chancen liegen. Der Lohn ist jahrelanges Klagen der Sachbearbeiter über den Computer und der Techniker über die dummen Mitarbeiter. Und auch der Preis der neuen Software ist meist zu hoch.
  • Das macht nicht nur den Betrieb bzw. die Behörde unnötig ineffektiv, es ist auch für Kunden und Klienten hinderlich und irritant. Viele Internetpräsenzen funktionieren heute nur mittelmäßig. Es ist deutlich, dass die Chefs sie nie selbst benutzt haben, sondern nur bei einer Demonstration durch Techniker beeindruckt waren von einer glänzenden Oberfläche, wo sich alles blitzend bewegt. (Wer hat schon einmal bei seiner eigenen Firma etwas bestellt?)
  • Weil so langsam alles immer komplizierter und hässlicher wird, fühlt sich der Chef bestätigt: "Ich brauche das nicht. Dafür habe ich ja meine Leute. Also will ich es auch nicht kennen."

Computerkurse?

Die gängigen Computerkurse schaffen keine Abhilfe. Viele (sicher nicht alle) werden gegeben von Kräften, die selbst nur über Halbwissen verfügen. Man lernt beispielsweise, wie man e-mail liest und wie man ein Tabellenkalkulationsprogramm benutzt, kommt dabei aber nicht hinaus über eine elementare Fingerfertigkeit, lernt nur einen Bruchteil der Möglichkeiten der entsprechenden Programme kennen und erhält vor allem ganz und gar keine Übersicht darüber, worum es eigentlich geht. Nach wenigen Jahren ist so erworbenes Wissen schon wieder veraltet. Um ein Gleichnis zu gebrauchen: Wenn Sie einmal wirklich verstehen wollen, wie es Flugzeuge geben kann und was ihre Möglichkeiten und Grenzen sind, sollten Sie nicht zwei oder drei Flugstunden bei der Pilotenausbildung der Lufthansa nehmen. Dort lernen sie nämlich nur den Simulator eines Cockpits mit seinen 7000 Instrumenten kennen. Ein einfacher Versuch mit einem Stück Karton gibt Ihnen mehr Einsicht über Aerodynamik, und mit ein paar Physikstunden kommen Sie viel weiter. Es macht auch mehr Spaß, denn diese 7000 Cockpit-Instrumente werden Sie nie annähernd so beherrschen wie ein Berufspilot, aber mit ein wenig Grundlagenwissen können Sie sehr gut mitreden mit einem Flugzeugbauingenieur.

Ein Kursus

Das Ziel des Kurses ist nicht die Vermittlung von Grundfähigkeiten im Computergebrauch, sondern Einsicht und Verständnis im Sinne des alten Bildungsideals. Es wird der Bogen geschlagen von den technischen Grundlagen bis zu ethischen Fragen. Es wird nichts Technisches geübt oder gelernt. Verlangt wird gutes Hinschauen, kritisches Mitdenken und Teilnehmen an einem Diskurs.

Ziel ist, dass die Teilnehmer

  • nach Ablauf in eigenen Worten, ohne Fachjargon, ganz einfach erklären können, wie „es“ funktioniert, wie man so etwas machen kann und welche wirklichen Probleme dabei eine Rolle spielen,
  • ihren Technikern in Zukunft selbstbewusst gegenübertreten und darauf bestehen, Probleme so einfach erklärt zu bekommen, dass sie sie selbst einschätzen können,
  • Qualität, Möglichkeiten und Grenzen beurteilen können,
  • zukünftige Entwicklungen antizipieren und mitgestalten können.

Ein ähnlicher Kurs wird an der Radboud Universität Nimwegen seit zehr Jahren mit viel Erfolg angeboten. Er wird jedes Jahr von den Teilnehmern gut angenommen und am Ende als sehr gut beurteilt. Der hier vorgeschlagene Kurs wird inhaltlich den ersten fünf Vormittagen vergleichbar sein, dabei aber auch Technisches nur so weit eingehen wie nötig für eine gute Allgemeinbildung und sich stärker richten auf gesellschaftliche und ethische Fragen.

Hintergrund und Literatur